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Patienteninformationen

Hier finden Sie einen allgemeine Informationen zu Darmkrebs und der Mikrobiota.

Allgemeine Informationen zum Darmkrebs

Darmkrebs ist einer der häufigsten Todesursachen weltweit. Die Weltgesundheitsorganisation (World health organization (WHO)) beziffert 2020, dass über 5 Millionen Menschen weltweit an Darmkrebs erkrankt waren, wobei knapp 3 Millionen davon neu mit Darmkrebs diagnostiziert wurden. Knapp 1 Million Menschen verstarben weltweit im gleichen Jahr an Darmkrebs. Damit ist Darmkrebs weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung. Für Deutschland ermittelte das Robert-Koch-Institut (RKI) 2018, dass circa 30.000 Menschen in Deutschland neu mit Darmkrebs diagnostiziert wurden, wobei die Rate der Neuerkrankungen in den Jahren 2015 – 2018 stetig fiel. Im gleichen Zeitraum aber blieb die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die in Deutschland an Darmkrebs verstarben, ähnlich.

Darmkrebs ist eine Erkrankung der älteren Generation, da die meisten Erkrankten über 70 Jahre alt sind. Circa 10 % aller Menschen, die an Darmkrebs erkranken, sind dabei jünger als 55 Lebensjahre. Bei der erwähnten fallenden Rate an Neuerkrankten ist aber zu beachten, dass diese vor allem bei den Patientinnen und Patienten fällt, die ein höheres Lebensalter zum Zeitpunkt der Erkrankung erreicht haben (späte Erkrankung an Darmkrebs; im Eng: late-onset colorectal cancer (LOCRC)). Es zeigen sich aber immer mehr Menschen, die in jüngeren Lebensjahren (unter 50 Jahren) mit Darmkrebs diagnostiziert werden (frühe Erkrankung an Darmkrebs; im Eng: early-onset of colorectal cancer (EOCRC)).

Als Ursache für eine Darmkrebsentwicklung können verschiedene Faktoren benannt werden, die sich in genetische Ursachen, Infektionen und in Umwelteinflüsse unterteilen lassen. Als genetische Veränderungen (sog. Mutationen) bezeichnet man Änderungen im Erbgut. Manche dieser genetischen Mutationen können dazu führen, dass sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Darmkrebs zu erkranken, was auch von Familienmitglied zu Familienmitglied weitergegeben werden kann. Dies führt zu einem familiären Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Infektionen mit bestimmten Bakterien, wie z.B. den Helicobacter pylori, können unter Umständen die Entwicklung von Darmkrebs unterstützen. Darmkrebs-fördernde Umwelteinflüsse können Rauchen, die übermäßige Einnahme von Alkohol, bestimmte Ernährungsweisen, vor allem, wenn diese wenig Ballaststoffe, wenig Milchprodukte und viel, vor allem rotes und prozessiertes, Fleisch enthält. Zusätzlich fördern Übergewicht, Bewegungsmangel und/oder Vorerkrankungen wie entzündliche Darmerkrankungen das Risiko an Darmkrebs zu erkranken.

Früherkennung von Darmkrebs

Ein Krebsgeschwür im Darm entwickelt sich langsam und aus einem sog. adenomatösen Zustand heraus. Das heißt, dass es am Anfang einen kleinen Bereich im Darm gibt, der nicht mehr den gleichen Aufbau wie der Rest des Darmes hat. Dies nennt man dann (adenomatösen) Polypen, welche gutartig sind und nicht in andere Gewebe oder Organe streuen. In manchen Fällen kann sich so ein Polyp aber zu einem Krebsgeschwür entwickeln. Dann ist dies wiederum bösartig und kann andere Gewebe oder Organe befallen. Erkennt man den Krebs noch in einem gutartigen Polypen-Zustand, kann dieser meist komplett entfernt werden, so dass kein Krebsgeschwür mehr entstehen kann. Somit verhindert man mit einer frühen Diagnose der Polypen eine Darmkrebsentwicklung. Je später Darmkrebs diagnostiziert wird und je größer das Krebsgeschwür gewachsen ist, umso schlechter sind die Heilungschancen und auch die Therapiemöglichkeiten. Daher ist eine Früherkennung von Darmkrebs so wichtig, da dies dann eine heilbare Krebserkrankung darstellen kann. Leider erfolgen Diagnosestellungen meistens viel zu spät, weswegen so viele Patientinnen und Patienten an Darmkrebs versterben.

Als Möglichkeiten der Früherkennung können einerseits Tests an Stuhlproben und andererseits Darmspiegelungen durchgeführt werden. Bei den Tests an Stuhlproben wird analysiert, ob sich Blut im Stuhl befindet, da es über die Krebsentwicklung im Darm zu kleinen Verletzungen von kleinsten Gefäßen kommen kann, welche dann wiederum als Blut im Stuhl sichtbar werden können. Die Darmspiegelung wird von geschultem Ärzten im Fachbereich der Gastroenterologie durchgeführt. Dabei wir eine kleine Kamera in den Darm eingeführt und so kann sich der Arzt die Struktur des Darmes ansehen und ggf. Veränderungen in dieser erkennen. Beide Tests werden z.T. von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und ab einem Alter von 50 Jahren empfohlen, da, wie schon beschrieben, eine frühe Erkennung von Darmkrebs die Heilungschancen maximal erhöht. Ab dem zutreffenden Alter werden Sie von den gesetzlichen Krankenkassen auch mit weiteren Informationen versorgt. Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, können Sie sich auch an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt wenden.

Zusätzlich zu den Tests zeigt einem der eigene Körper auch weitere Warnzeichen, die man beachten kann. Demnach sollten man bei einem Arzt vorstellig werden, wenn man Blut im Stuhl entdeckt, regelmäßige blasse Haut hat, sich andauernd schwach fühlt, Stuhl sich in seiner Konsistenz regelmäßig verändert und man unerwartet Körpergewicht verliert. Wenn Sie eines dieser Zeichen an sich bemerken, muss das aber nicht zwingend heißen, dass Sie an (Darm)Krebs leiden. Auch andere Erkrankungen können ähnliche Symptome hervorrufen. Nichtsdestotrotz sind dies Anzeichen, dass ein Besuch bei der Hausärztin oder beim Hausarzt empfohlen wird.

Wie sieht die Therapie von Darmkrebs aus?

Da man die beste Chance hat, den Darmkrebs zu besiegen, wenn dieser vollständig entfernt wird, versuchen Ärztinnen und Ärzte, diesen durch Operationen zu entfernen. Damit können dann auch Begleiterscheinungen der Krebserkrankung, wie z.B. ein Darmverschluss, gebessert werden. Sofern eine Operation nicht möglich ist, kann man mit Chemotherapie oder Strahlentherapie arbeiten. Bei einer Chemotherapie verabreicht man Medikamente, die möglichst gezielt die Krebszellen angreifen. Leider können diese Medikamente aber nicht immer komplett zwischen gesunden Zellen und Krebszellen unterscheiden, weswegen es zu Nebenwirkungen kommen kann.

Bei der Strahlentherapie werden möglichst an der Stelle, wo der Krebs wächst, das Krebsgeschwür mit Strahlen behandelt, um die Krebszellen zu töten. Diese Strahlen sind ähnlich wie die Strahlen, die beim Röntgen genutzt werden, nur sehr viel intensiver. Mit diesen beiden Methoden, welche ggf. auch kombiniert werden können, wird versucht, dass Krebsgeschwür zu verkleinern. Gegebenenfalls kann durch diese Therapien auch eine operative Entfernung des Darmkrebses nach Behandlung ermöglicht werden.

Sofern der Krebs gestreut hat und mittlerweile auch andere Organe befallen sind, versucht man die gleichen Therapien anzuwenden, in dem man mit Chemotherapie, Strahlentherapie und/oder Entfernung der Krebsgeschwüre arbeitet. Da aber jeder Krebs individuell wächst und ggf. streut, gibt es keinen allgemeinen Plan, der auf alle Patientinnen und Patienten angewendet werden kann. Man muss in jedem Einzelfall entscheiden, wie man den Krebs am besten bekämpfen kann, was die jeweils behandelnden Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten besprechen und entscheiden.

Was ist die Mikrobiota?

Mikrobiota, oder auch Mikrobiom genannt, ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen auf der Erde. Im Zusammenhang mit dem Darm, sowie es auch hier der Fall ist, fasst die wissenschaftliche Gemeinschaft alle im Darm befindlichen Mikroorganismen unter Mikrobiota oder dem Mikrobiom zusammen. Mikroorganismen sind kleine Lebewesen, die man mit bloßem Augen nicht sehen kann. Dazu zählen Bakterien, Pilze, Algen, Protozoen und, je nach Ansicht, ggf. auch Viren. Die letzten Jahrzehnte hat sich die Forschung im Zusammenhang mit dem Mikrobiom vor allem mit den Bakterien, die unseren Darm besiedeln, auseinandergesetzt und deren Funktion in unserem Körper untersucht. Dabei konnte man feststellen, dass es ungefähr 30.000.000.000.000 (3 x 1013) Bakterien in unserem Darm gibt, die unser Immunsystem, den Stoffwechsel, das Herz-Kreislaufsystem, Krankheiten und unser Nervensystem beeinflussen können.

Dabei können Veränderungen im Mikrobiom eine schützende, aber auch eine krankheits-fördernde Rolle einnehmen. Die Mikrobiota befinden sich im gesunden Zustand in einer Art Gleichgewicht, die für die gesamte Gesundheit des Körpers förderlich ist. Durch Ernährung, Bewegung, Rauchen, Alkohol, Infektionen und andere Krankheiten kann dieses Gleichgewicht gestört werden, wodurch sich die Zusammensetzung des Mikrobioms ändert. Dies bedeutet, dass sich bestimmte Bakterienarten stärker vermehren, was zur Verdrängung anderer Bakterien führen kann. Diese veränderte Zusammensetzung des Mikrobioms kann dann wiederrum Krankheitsverläufe verstärken. Vor allem im Feld der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und im Darmkrebs sind diese Vorgänge intensiv untersucht worden. Dabei konnte man feststellen, dass bei Erkrankung Bakterien in der Lage sind, in das Darmgewebe einzudringen und damit Reaktionen des Körpers hervorzurufen, die die Entwicklung einer CED oder Darmkrebs beschleunigen können.

Nutzen für Erkrankte

Schlussendlich stellt sich aber die Frage, wie all die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die im Mi-EOCRC gesammelt werden, für Darmkrebspatientinnen und Darmkrebspatienten nutzbar gemacht werden können und damit die Behandlung und Diagnose von Darmkrebs verbessern können. Da bestimmte Bakterien die Entwicklung und/oder das Wachstum von Darmkrebs fördern, könnte man durch die Analyse der Mikrobiomzusammensetzung versuchen, Darmkrebs (früh) zu diagnostizieren bzw. ggf. Aufschluss darüber erhalten, wie sich die Krebserkrankung weiter entwickeln könnte. Die starke Vermehrung von Darmkrebs-treibenden Bakterien kann auch die Therapie und deren Anschlagen verschlechtern, womit durch die Analyse des Mikrobioms auch der Therapieerfolg bei Darmkrebspatientinnen und Darmkrebspatenten erhöht werden könnte. Trotz intensiver Forschungsarbeit sind derartige Anwendungen aber vom alltäglichen Nutzen leider noch weit entfernt. Die Wissenschaftler:innen konnten bislang nur zeigen, dass diese Ansätze theoretisch möglich sind. Zur klinischen Anwendung bedarf es zusätzlicher Prüfungen und Untersuchungen. Dafür möchten wir mit dem Forschungsvorhaben des Mi-EOCRCs einen Beitrag leisten.

Weiterführende Literaturempfehlungen
in Deutsch und Englisch: